Prinzipien

Wenn sich die Wildlinge treffen, dann auf der Basis von gemeinsam ausgemachten Prinzipien, die wir euch hier gerne transparent machen wollen.
Wir verstehen diese weniger als Dogmen, sondern vielmehr als gemeinsame grundlegende Handlungsorientierung. Wir freuen uns, wenn wir in einem gemeinsamen Prozess nach und nach diese Prinzipien so umgestalten, dass sie zu allen Wildlingen passen.
 
 
antikapitalistisch: Wir lehnen den Kapitalismus als Wirtschaftssystem ab, da er es belohnt und erzwingt, andere Menschen, die Mitwelt und oftmals auch sich selbst auszubeuten. Hierdurch wird unsere Lebensgrundlage zerstört und es wird künstliche Armut erzeugt, da der Zugang zu den aureichend vorhandenen Gütern (wie Wohnraum, Essen und eigentlich allem anderen) künstlich begrenzt wird. Zudem werden Menschen gezwungen, miteinander zu konkurrieren und einen Großteil ihrer Lebenszeit mit oftmals sinnloser oder gar zerstörerischer Arbeit zu verbringen.
 
dekolonial: Wildnispädagogik hat für uns das Ziel, die Entfremdung von der mehr als menschlichen Mitwelt und von unserer eigenen Wildheit ein Stück weit zu überwinden. Da diese Entfremdung ein sehr zentraler Teil unserer westlichen modernen Kultur ist, ist es nötig, auch von Menschen und Kulturen zu lernen, die weniger entfremdet sind und dabei das westliche Überlegenheitsdenken aufzugeben. Dies bedeuet für uns auch, dass wir uns gegen (neo-) koloniale Ausbeutung stellen und im Rahmen unserer Möglichkeiten dekoloniale und indigene Widerstandskämpfe als Allys, Kompliz*innen oder als selber Betroffene unterstützen.
Wir erkennen an, dass auch und gerade in der sogenannten “Wildnisszene” und in der durch Tom Brown Jr. geprägten Wildnispädagogik koloniale und rassistische Gewalt fortgeführt wird, unter anderem durch unangemessene kulturelle Aneignung, das Verbreiten von Phantasiegeschichten über indigene Kulturen und Menschen und das Verschweigen wichtiger realer Geschichten.
Wir verurteilen niemensch dafür, diese Gewalt unwissentlich fortgeführt zu haben, aber halten es für in der Wildnispädagogik tätige Menschen für unerlässlich, sich mit diesen Problematiken auseinanderzusetzten und ihre Praktiken und Erzählungen dahingehend zu ändern.
 
tauschlogikfreier: Wir versuchen, uns von der Idee des Tausches und der kommerziellen Beziehungen zu lösen. Anstatt alles als einen Austausch von Waren oder Dienstleistungen zu betrachten, wollen wir gemeinsame, geldfreiere Beziehungen aufbauen, uns gegenseitig bedürfnisorientiert unterstützen und miteinander unsere Bedürfnisse erfüllen.
 
solidarisch: alle aufgebrachten Mittel (nicht nur Geld) werden gemeinschaftlich getragen d.h. jede*r gibt, so viel mensch kann/will bis ausreichend zusammen kommt
(und solidarität in Nehmer*in Richtung?)
 
hierarchiefreier: bedeutet für uns bestehende und aufkommende Hierarchien zu reflektieren und an sinnvollen Stellen abzubauen sowie Macht z.B. durch Transparenz oder Wissenweitergabe und Skillsharing weitergeben
 
selbstorganisiert: Wir bringen uns alle ein und halten gemeinsam den Raum; wir tragen die Verantwortung für uns selbst ebenso wie für unsere Gruppe und das gemeinsame Vorhaben
 
toleranter Raum: frei(er) von Menschenhass & Diskriminierung, in dem wir gesellschaftliche Normen und Denkmuster kritisch hinterfragen & und einander darin unterstützen, diese zu verändern
 
vegan und freegan: Wir ernährend uns von veganem und freeganem Essen, das wir containern, foodsaven, ernten, kaufen, teilen – am liebsten bio, fair, regional und saisonal. Diese Art der Ernährung halten wir für unseren Kontext für am angemessendsten, da sie erstens für die meisten Menschen zugänglich und ethisch vertretbar ist und da wir die Ausbeutung von Tieren, die den meisten tierischen Nahrungsmitteln zugrunde liegt, nicht unterstützen mögen.
Wenn du aus gesundheitlichen Gründen auf tierische Nahrungsmittel angewiesen bist, kannst du diese auch im Wildlingskontext essen.
 
achtsam: Wir möchten rücksichtsvoll miteinander umgehen und (auch) gemeinsam Verantwortung für unser aller Wohlbefinden übernehmen. Dazu schaffen wir uns Strukturen, die Raum für Fürsorge füreinander lassen und entwickeln eine Kultur, die Nähe und Achtsamkeit einlädt. Auch wollen wir eine fehlerfreundliche Kultur schaffen, und uns im Fall Konflikten Zeit nehmen, um diese gemeinsam möglichst gewaltfrei zu bearbeiten und an ihnen zu wachsen.
 
drogenfrei: für Suchtverhalten, dass dich nicht daran hindert ein Teil der Gruppe zu sein, wird es dennoch Raum geben. (In der Vergangenheit wurde Kaffee/ Koffein hiervon meist ausgenommen, da er gesellschaftlich meist nicht als Droge wahrgenommen wird, daher bezog sich das Prinzip in erster Linie auf Alkohol, Tabak sowie illegalisierte Drogen)
 
Leben im natürlichen Kreislauf: wir wollen natürliche Zyklen erkennen und unser Handeln danach strukturieren. Das kann bereits bei der Projektgestaltung eine Rolle spielen.
 
Hingabe: Gemeinschaft und Selbstorganisation brauchen Hingabe & Engagement.